Montag, 24. Januar 2011
Regen regnet an ein Fenster. Tropft. Der Grundriss: Vier Kanten. Unscharf.
Jemand liegt:
Eingekerkert zwischen weißen Wänden. Kreidestreifen auf dunklem Grund. Putzbrocken in weiß. Feine Krümel fallen aus den Brüchen im Gemäuer. Mein Auge folgt ihnen nach. Jemand (sie) hat sie gemacht, die Risse. Selbst hineingebracht da. Ich steh, sie liegt, ich seh´ ins Nichts und sie mir nach mit nassem Blick.
Und ich sage: Ich werde dich zudecken. Komm. Rein da. Ab unter dein Wattedeckchen. Weißt doch, es ist schon spät. Zu spät für deine kleinen Monsteräuglein, nicht. Ein Tee, na gut. Da, nimm das Tässchen mit den Tannenbäumchen. Ein Kuss noch, das auch noch, na gut. Aber jetzt ist Schlafenszeit. Ein Schlaraffenland wartet hinter deinen schweren Klapperlidern, weißt du doch. Ziekadenliedchen. Gute Nacht.
Vorher war es,
dass sie kam und klopfte. Knöchel ihrer Hand, die - kaum die erste Überwindung überwunden - dem Übermut verfallen an mein Holz klopften. Dort, wo ich stand, ganz nah (ich, Rahel) und dort, wo ich meine Stirn ruhen ließ, damit der kleine Schmerz sich legen konnte, in meinen Kopf hinein durch das Vibrieren der Tür. Auf und ab Schlagen meiner Haut-
Nun: Ringsum weißer Putz, vier Wände, die ihn halten. Sehe den Raum, den sie schirmen und dann direkt in ihre Augenhöhle hinein. Wieder hinaus – schnell – mein Sehen zum Fenster. Der Durchblick so weiß wie die putzigen Wände. Sehe hindurch und schließlich: steige ich durch das Glas, mein Fuß voran, er trägt die Splitter, klein und nass sind die, hinaus. Mein Schuh auf einem Klinkerstein.
Haus von außen. Fenster von außen. Der Durchblick ein Einblick. Reinblick. Atemtröpfchen fest gehängt wie Tau von innen.

(Auszug aus "Gewöll")






Es steht ein Haus an einem See. Eine Wäscheleine mit Glühbirnen umzäunt baumelnd ein Grasquadrat von beachtlicher Größe. Schubert tönt geradewegs in den Tau. Früh morgens, wenn das erste Licht durch Nachtgestalten sticht, kämmt sich meine Silhouette den Weg durchs Gras. Für den Augenblick, bevor der Rest von mir, geistverlassen und zersprengt durch den Tag nur wabert, Tröpfchen tretend unter jedem Schuh. Dann ists Jim Düsentrieb oder Jakob ists, der von innen aus mir raus sieht wie durch eine Rüstung. Wir bestellen einen Fernfahrer nach dem Sonnenaufgang für unseren Kamikazeflug. Der Sturz. Das Jammern danach, bis ich wie hingefallen wieder liege, als Tropfen endlich/nur auf deiner Schulter. Du, der Vogelfänger, der mein Flattern fängt und meine Silhouette nach Hause bringt, den umgekehrten Regen sammelt für mich, um mir im All ein Butterbrot daraus zu schmieren. Lichtspiel auf deinem See. Von hier oben seh ichs auch. Und sehn mich nach zu Hause.






Montag, 17. Januar 2011
der schlund steht tief
den kiesel hört ich gar nicht schlagen
blutjung blickt der junge
spuckt
den kern hoch hinaus
zum mond
und schwebt
auf einer gleißend feder
nach ihm hin






ein nichts nichts nichts
totgeschlagen zwar, doch
bleibt´s als nichts
stehn
und glotzt
glotzt
wirbelt in speichelsekreten
als geschmack im atom
füllt mein ansehen
aus der pralinenschachtel
dort: hol ichs hervor.






Sonntag, 16. Januar 2011
stoß gegen türen
das herz im holz
unzähliger kammern.
seh
liegen die leiber dahinter,
zerstückt in teilen,
über schüsseln gehäuft.
das gedärm
stöhnt
daneben,
ohne gesicht.
das wurd´ zur rettung geschluckt
auf glattpolierter fliese.
die
schreit weiß.
aber du
bist hier nicht.
so hast´ ich fort
zur suche
hast´ fort
über meinen magen
der stolpert auf der zunge hinaus.







Impressum
Milla Mader (Illustratorin) Sara Meinen (Autorin) [read more]