Regen regnet an ein Fenster. Tropft. Der Grundriss: Vier Kanten. Unscharf.
Jemand liegt:
Eingekerkert zwischen weißen Wänden. Kreidestreifen auf dunklem Grund. Putzbrocken in weiß. Feine Krümel fallen aus den Brüchen im Gemäuer. Mein Auge folgt ihnen nach. Jemand (sie) hat sie gemacht, die Risse. Selbst hineingebracht da. Ich steh, sie liegt, ich seh´ ins Nichts und sie mir nach mit nassem Blick.
Und ich sage: Ich werde dich zudecken. Komm. Rein da. Ab unter dein Wattedeckchen. Weißt doch, es ist schon spät. Zu spät für deine kleinen Monsteräuglein, nicht. Ein Tee, na gut. Da, nimm das Tässchen mit den Tannenbäumchen. Ein Kuss noch, das auch noch, na gut. Aber jetzt ist Schlafenszeit. Ein Schlaraffenland wartet hinter deinen schweren Klapperlidern, weißt du doch. Ziekadenliedchen. Gute Nacht.
Vorher war es,
dass sie kam und klopfte. Knöchel ihrer Hand, die - kaum die erste Überwindung überwunden - dem Übermut verfallen an mein Holz klopften. Dort, wo ich stand, ganz nah (ich, Rahel) und dort, wo ich meine Stirn ruhen ließ, damit der kleine Schmerz sich legen konnte, in meinen Kopf hinein durch das Vibrieren der Tür. Auf und ab Schlagen meiner Haut-
Nun: Ringsum weißer Putz, vier Wände, die ihn halten. Sehe den Raum, den sie schirmen und dann direkt in ihre Augenhöhle hinein. Wieder hinaus – schnell – mein Sehen zum Fenster. Der Durchblick so weiß wie die putzigen Wände. Sehe hindurch und schließlich: steige ich durch das Glas, mein Fuß voran, er trägt die Splitter, klein und nass sind die, hinaus. Mein Schuh auf einem Klinkerstein.
Haus von außen. Fenster von außen. Der Durchblick ein Einblick. Reinblick. Atemtröpfchen fest gehängt wie Tau von innen.

(Auszug aus "Gewöll")






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Milla Mader (Illustratorin) Sara Meinen (Autorin) [read more]